Jahresrückblick, Vollversammlung und Neuwahlen, Tätigkeiten, Projekte

Sehr geehrte Mitglieder,
da wir in diesem Jahr leider keine Vollversammlung in der traditionellen Form abhalten konnten, möchten wir Ihnen hiermit trotzdem einige wichtige Informationen zur Vollversammlung, welche im Juni und im Dezember stattgefunden hat und welche ohne physische Präsenz der Mitglieder und mittels Vertreter abgewickelt werden musste, bereitstellen.

In unseren traditionellen Vollversammlungen berichten wir außerdem ausführlich über die Tätigkeiten des letzten Geschäftsjahres und der anstehenden Projekte. Auch in diesem Fall möchten wir Ihnen diese Informationen nicht vorenthalten und daher an dieser Stelle kurz über die wichtigsten Tätigkeiten und Projekte berichten.

Vollversammlung am 12.06.2020: Genehmigung des Jahresabschlusses
Unsere alljährliche Vollversammlung konnte in diesem Frühjahr aufgrund der Covid-19 Krise nicht in der gewohnten Form stattfinden. Das öffentliche Leben war stark eingeschränkt, das galt auch für die Vollversammlung der Genossenschaft. Der Gesetzgeber hat diesbezüglich reagiert und per Gesetz erlaubt, alternative Mittel zur Abhaltung der Vollversammlung zu nutzen.
Somit wurde die Vollversammlung mittels eigens ernannter Vertreter abgehalten und auf die Genehmigung des Jahresabschlusses beschränkt. Die anstehenden Wahlen konnten allerdings nicht abgehalten werden, diese sollten im Herbst nachgeholt werden.
Nachdem sich die Lage im Sommer zwar entspannt hat, hat uns die zweite Welle im Herbst wieder voll erreicht. Der vom Verwaltungsrat geplante Termin im Herbst konnte nicht wie geplant stattfinden. Es musste jedoch eine Form gefunden werden, bei welcher eine Wahl noch in diesem Jahr durchgeführt werden konnte. Die Entscheidung fiel wiederum auf die Stimmabgabe mittels eines Vertreters, eine Möglichkeit, die der Gesetzgeber auch in dieser Ausnahmezeit so zulässt.

Vollversammlung am 02.12.2020: Neuwahlen
Die Vollversammlung mit Neuwahlen fand am 02.12.2020 online ohne die physische Präsenz der Mitglieder statt. Als Vertreter wurde Notar Benjamin Tengler bestimmt; dieser stellte sicher, dass die Wahl geheim abgewickelt werden konnte. Die bisherigen Mitglieder des Verwaltungsrates wurden wiederum bestätigt. Der gesamte Verwaltungsrat inklusive Obmann und Obmann-Stellvertreter bedanken sich für das Vertrauen.
Die Mitglieder haben die Möglichkeit die detaillieren Ergebnisse im E-Werk-Prad Büro einzusehen.

Covid-19 und der Energiesektor
Auch der Energiesektor wurde durch COVID-19 stark getroffen, so lagen die Energiepreise im ersten Halbjahr 2020 im Durchschnitt bei ca. 3€ct/kWh. Der absolute Tiefststand wurde im Mai mit durchschnittlich 2,1€ct/kWh erreicht, verursacht durch den italienweiten Lockdown und die Angebotsüberschüsse auf den Rohstoffmärkten. Bei einem solchen Preisniveau kann kein Wasserkraftwerk mehr wirtschaftlich arbeiten und so wurden mit jeder eingespeisten Stromstunde herbe Verluste eingefahren, trotz der im Verhältnis zu den Vorjahren überdurchschnittlich guten Stromproduktion in den relativ milden Wintermonaten Dezember, Januar und Februar.
Auch der langsame Temperaturanstieg hat im Frühjahr die Abschmelze und entsprechend auch die Stromproduktion durch Wasserkraft positiv beeinflusst. Leider konnten diese idealen Bedingungen durch den Preisverfall am Strommarkt nicht vollends genutzt werden. Erst im September konnten am Strommarkt wieder Preise erzielt werden, die mit jenen der Vorjahre vergleichbar waren. Im wahrsten Sinne des Wortes ist somit sehr viel Geld den Bach hinuntergelaufen.

Tätigkeitsbericht

Stromerzeugung
Im Jahr 2019 wurde mit unseren Stromproduktionsanlagen (Wasserkraft, Kraft-Wärme-Koppelung, Photovoltaik) ca. 19,5 Mio. kWh an elektrischen Strom produziert, gegenüber dem Vorjahr eine Verminderung von ca. 3%. Der Grund für diesen Rückgang lag vor allem im Ausfall des Biogasmoduls begründet, da die Biogasanlage ab September 2019 einer Sanierung unterzogen wurde mit gleichzeitiger Erweiterung der Anlage und Zubau eines Nachgärbehälters. Mit der Wasserkraft wurde hingegen gleich viel Strom produziert wie im Vorjahr.

Eine interessante Kenngröße ist stets die Stromproduktion aus Photovoltaikanlagen. So wurden im gesamten Stromnetz der Energie-Werk-Prad Genossenschaft im Jahr 2019 insgesamt ca. 7,6 Mio. kWh elektrische Energie ins Stromnetz eingespeist. In Summe beträgt die installierte Leistung sämtlicher Photovoltaikanlagen in der Gemeinde Prad ca. 7,38 MWp, im Vergleich zu anderen Gemeinden ein überdurchschnittlich hoher Wert. Auf die Einwohnerzahl umgerechnet, ergibt sich eine Pro Kopf Leistung von ca. 2kWp pro Einwohner. Nachdem es seit dem Jahre 2016 keinen nennenswerten Zubau an Photovoltaikstrom gab, so wurde im Jahre 2019 wieder einen Zubau von 125kWp im Gemeindegebiet realisiert.

Stromverbrauch
Der gesamte Stromverbrauch im Stromnetz der Energie-Werk-Prad Genossenschaft betrug im Jahr 2019 ca. 17,1 Mio. kWh. Im Jahr 2013 wurden zum Vergleich noch ca. 11,5 Mio. kWh verbraucht, d.h. seitdem gab es innerhalb der Gemeinde Prad eine Verbrauchssteigerung von über 48%. Zurückzuführen ist dies Großteils auf den gestiegenen Bedarf in der Gewerbezone und die Übernahme des Ex-Enel Netzes im gesamten Gemeindegebiet im Jahr 2016.

Wärmeerzeugung
Insgesamt wurden im Jahr 2019 ca. 18,2 Mio. kWh Wärmeenergie durch unsere Wärmeerzeugungsanlagen erzeugt und ins unterirdische Fernwärmenetz eingespeist, eine Erhöhung von ca. 2% gegenüber dem Vorjahr. Nachdem das erste Biomassekraftwerk im Jahr 2000 in Betrieb ging, sind mit Stand heute 780 Fernwärmeanschlüsse zu verzeichnen. Die Umwelt profitiert dabei von der nachhaltigen Art der Energieproduktion, die Bevölkerung von einem praktischen und einfachen System für Heizung und Warmwasserbereitung, aber auch von der besseren Luftqualität.

Wärmeverbrauch
Der Konsum der Fernwärmenetzkunden betrug 2019 ca. 13,1 Mio. kWh. Gegenüber der eingespeisten Energiemenge stellt dies einen Verlust von 28% dar. Dieser Verlust ist primär auf die Leitungslänge von rund 28 Kilometer und das sehr kapillare Netz zurückzuführen, ein durchaus vertretbarer Wert im landesweiten Vergleich.

Breitband
Seit Beginn des Breitbandausbaus im Jahr 2012 durch die Energie-Werk-Prad Genossenschaft wurden mehr als 700 Haushalte und Betriebe mit schnellem Internet mittels Glasfasertechnologie versorgt. Mittlerweile ist der Ausbauplan nahezu vollständig umgesetzt. Im Vergleich zu anderen Gemeinden konnte die Bereitstellung der Infrastruktur durch das E-Werk für die Bürger*innen zu günstigen Konditionen realisiert werden. Aktuell bestehen mit drei Providern Kooperationsverträge.

Projekte
Aktuell beschäftigt uns vor allem der Neubau des Suldenbachkraftwerkes, welches mit einer geplanten mittleren Nennleistung von drei Megawatt pro Stunde das für die Energie-Werk-Prad Genossenschaft bisher größtes Kraftwerk darstellt und gemeinsam mit der Elektrizitäts-Werk-Stilfs Genossenschaft realisiert wird. Mit diesem Kraftwerk werden ca. 21 Mio. kWh pro Jahr produziert. Zwei bestehende Konzessionen, mit einer Jahresproduktion von insgesamt ca. 6 Mio. kWh müssen dabei abgegeben werden. Nächstes Jahr wird aller Voraussicht mit dem Bau begonnen, letzte Details werden aktuell noch abgestimmt und finale Genehmigungen eingeholt. Mit der Neuverlegung der Druckleitung, ausgehend von der Stilfserbrücke bis zum bestehenden Krafthaus in der Schmelz, ist auch eine Fahrradtrasse oberhalb der Druckleitung geplant. Dieses Projekt wird in Zusammenarbeit mit der Bezirksgemeinschaft Vinschgau umgesetzt und von dieser durch Zuschüsse vom Land vollumfänglich finanziert. Die Fahrradroute soll in weiterer Folge mit dem Vinschger Radweg verbunden werden. Zudem wird bereits eine Trassenverlängerung von der Stilfserbrücke bis Gomagoi geplant und die entsprechende Finanzierung sichergestellt.

Prad wächst und somit auch die Nachfrage nach Wärme. Bereits heute sind wir in gewissen Zeiten mit dem zur Verfügung stehenden Kraftwerkspark an der maximalen Auslastungsgrenze angelangt. Um auch künftig eine unterbrechungsfreie Wärmeversorgung gewährleisten zu können, arbeiten wir intensiv an konkreten Projekten und Konzepten für die Zukunft. Eine in diesem Jahr beauftragte Netzsimulation zur besseren Identifizierung der Engpässe soll Aufschluss darüber geben welche Zonen besonders von Spitzen und Engpässen betroffen ist und wo flexible Technologien, Effizienzsteigerungen, ein Ausbau und Speicher einen maximalen Nutzen bringen. Die Ergebnisse hierzu können sehr wahrscheinlich bereits in der nächsten Vollversammlung präsentiert werden.

Das Mühlbach 2 Kraftwerk in der Sportzone erhält in Kürze die Konzessionsverlängerung für weitere 30 Jahre. Dabei wird die Turbine erneuert. Derzeit wird geprüft ob gewisse Erneuerungen förderungsfähig sind.

Infrastruktur – Netz
Im Bereich der Stromnetzinfrastruktur sind Maßnahmen insbesondere am Lichtenberger Berg geplant, um die Ausfallsicherheit im gesamten Gemeindegebiet zu verbessern. Vergangene Wetterereignisse haben gezeigt, dass solche Investitionen langfristig einen Mehrwert bringen.
Weiter Maßnahmen umfassen den Abbau von Mittelspannungsfreileitungen durch unterirdische Neuverlegung und das Schließen von Ringleitungen.

Sonderprojekt RSE
Im Oktober 2019 suchte die vom Staatsbetrieb GSE (Gestore servizi energetici) kontrollierte Forschungseinrichtung RSE (Ricerca sul Sistema Energetico) mehrere Kooperationspartner für eine Studie über die Einrichtung und Führung von Energy Communities. Michael Wunderer schlug die E-Werk-Genossenschaft Prad vor welche im Februar 2020 nach einem italienweit durchgeführten Auswahlverfahren den Zuschlag erhielt.

Das RSE wird demnach untersuchen, ob die E-Werk-Genossenschaft in Prad in der Lage wäre, ihre Mitglieder als „Energieinsel“ oder Energy Community komplett autonom mit Strom zu versorgen. Dabei stehen technische Innovationen wie der Einsatz von digitalen Steuerungssystemen und effizienten Energiespeichern ebenso auf dem Prüfstand wie eine Kosten-Nutzen-Analyse und die administrativ-rechtlichen Voraussetzungen. Für die Energie-Werk-Prad Genossenschaft bietet dieses Forum außerdem eine gute Möglichkeit, um weitere Ausnahmeregelungen zum Vorteil der Mitglieder zu erwirken.

E-Carsharing Auto und E-Ladesäule
Im Juli 2020 wurde bekanntlich das E-Carsharing-Fahrzeug für die Prader Bevölkerung eingeweiht, das über ein Gemeinschaftsprojekt zwischen der Energie-Werk-Prad Genossenschaft, der Gemeinde Prad, der Raiffeisenkasse Prad-Taufers und Carsharing Südtirol organisiert wurde und das auch von weiteren lokalen Akteuren und Wirtschaftstreibenden unterstützt wird. Das vollelektrische Fahrzeug kann dabei von jedem Besitzer eines Führerscheins über die Carsharing Plattform Südtirol (www.carsharing.bz.it) gebucht werden. Die Schnellladesäule auf den Parkplatz der Gemeinde Prad garantiert ein problemloses und schnelles Aufladen. Neben dem E-Werk-Prad Büro gibt es noch zwei weitere Infopoints im Acquaprad und am Schalter der Raiffeisenkasse. Wir laden alle dazu ein, dieses Fahrzeug zu nutzen. Einerseits können Erfahrungen mit der Elektromobilität gemacht werden und anderseits schont man die Umwelt, denn mit diesem Fahrzeug bewegt man sich völlig klimaneutral, nachdem der Strom zu 100% aus unseren sauberen Stromerzeugungsanlagen stammt.

Wir wünschen allen frohe Weihnachten und besinnliche Feiertage und möge das neue Jahr für uns alle hoffentlich besser werden!

Eure Energie-Werk-Prad Genossenschaft mit Mitarbeitern und Verwaltungsrat